Das Wappen der FSTV Cimbria

Das Wappenwesen und die Heraldik

Das Wappenwesen entstand in den Kreuzzügen zu Beginn des 12. Jahrhunderts. Dagegen sind die Wappen studentischer Korporationen eine Schöpfung der Neuzeit. Das älteste mit Sicherheit nachgewiesene Studentenwappen ist das der Jenenser Sachsen aus dem Jahre 1805.

Das studentische Wappenwesen geht, wie so vieles andere, auf die Studentenorden, jene geheimen, freimaurerisch beeinflußten Studentengemeinschaften, zurück, die im späten 18. Jahrhundert entstanden und im ersten Drittel des folgenden Jahrhunderts schon wieder verschwanden.

Sie hatten bestimmte Zeichen und Symbole entwickelt, die sie auf Wandteppichen und Kultgegenständen abbildeten. Die bekanntesten sind der Zirkel, das Schlägerkreuz mit dem Gründungsdatum, der aus der Asche aufsteigende Phönix als Sinnbild ewiger Verjüngung, die zum Kreis gebogene Schlange und die Bruderhände, beides Zeichen ewiger Freundschaft und das Stab- oder Pfeilbündel als Sinnbild der aus der Eintracht und dem festen Zusammenhalt erwachsenden Stärke.

Die aus den Orden hervorgegangenen Neuen Landsmannschaften übernahmen diese Zeichen. Ihre Darstellung in Wappenform geht wahrscheinlich auf die Porzellanmaler jener Zeit zurück, die es gewohnt waren, Porzellangegenstände mit den Wappen adliger und bürgerlicher Geschlechter zu verzieren. Jedenfalls findet man die ältesten Studentenwappen meist auf weißen Porzellanpfeifen.

Unter dem Einfluß der Romantik und der Freiheitskriege kamen viele neue Symbole hinzu: der Lebensraum (volkhafte Stärke), Leier und Schwert (Lebensfreude und Wehrhaftigkeit), die Verbindungsfarben, die es ja erst ab 1800 gibt. Die Urburschenschaft schließlich wählte die aufgehende Sonne als Symbol der neuen Zeit und der mit ihr heraufziehenden Freiheit und die deutsche Eiche bzw. den Eichenkranz als Symbol für das freie und geeinte Vaterland. Seitdem führen die Burschenschaften als Landesvaterstickerei oder als Verzierung an Mützenband und Flaus das Eichenblatt im Gegensatz zu anderen Verbindungsarten, die das Weinlaub des griechischen Symposions führen. In den Wappen jüngerer Verbindungen erscheinen oft Wahrzeichen, die heimatliche Verbundenheit ausdrücken, z.B. das Stadtwappen in einem Geviert, oder als Herzwappen auf dem Kreuzpunkt der Gevierung.

Eine Erscheinung unseres Jahrhunderts ist schließlich die Übernahme von Helm, Helmzier (Kleinod) und Helmdecke, wie sie die Adels- und Bürgerwappen seit ca. 1500 zeigen. Diese Ausführungen zeigen schon, daß unser großes Wappen von den Stiftern unseres Bundes sehr wohl in der Tradition der studentischen Heraldik entwickelt wurde.

Das Wappen der Cimbria

Die Wappenfarben Das rechte obere Feld (in der Heraldik werden die Seiten vom Schildhalter aus bestimmt) zeigt die Verbindungsfarben. Es sind, heraldisch betrachtet, klassische Wappenfarben. Das BLAU steht in der Farbensymbolik schon immer für Treue, Festigkeit und Beständigkeit. Bei Schwarz-weiß-Darstellungen wird blau als waagrechte Schraffierung angedeutet. Das WEISS steht für die Ehrenhaftigkeit, die Reinheit, aber auch für die Weisheit und die Lebensfreude. Das ROT schließlich war ursprünglich die Farbe, die den Dienst am Vaterland anzeigte, die Vaterlandsliebe also. Erst in der jüngeren Farbensymbolik steht das Rot für die Liebe und Freundschaft (senkrechte Schraffur).

Wie mir unserer verstorbener Bundesbruder August Loch v. Schlips, einer unserer Stifter, berichtete, wählten sie damals unsere Farben auch deswegen, weil sie die Farben Bayerns und Nürnbergs verbinden, also auch aus Heimatverbundenheit.

Das Farbenfeld als Ganzes zeigt das Idealitätsprinzip an, d.h., daß wir nicht um materieller Vorteile willen zusammengeschlossen sind, sondern unserer ideale willen, die anzustreben jeder gelobt hat.

Der EichenkranzDen Eichenkranz mit den gekreuzten Schlägern zeigen viele Korporationswappen, sehr häufig ergänzt mit den Anfangsbuchstaben des Wahlspruches, soweit er nicht als Spruch- oder Wappenband darunter zu finden ist, wie es heraldisch richtig ist.

Der Eichenkranz ist ein urburschenschaftliches Symbol des einigen und freien Vaterlandes. Es ist aber auch in vielen Wappen anderer Verbindungsarten zu finden. Selten fehlt im Inneren des Schlägerkreuzes das Gründungsdatum. Die gekreuzten Schläger, ein typisches Ordenszeichen, ist das Zeichen für die auf Lebenszeit eingegangene freiwillige Verpflichtung, dem Bunde auf Lebenszeit angehören zu wollen, ihre Gesetze, Ideale und Prinzipien zu achten und zu befolgen, ein Symbol, welches das Prinzip anzeigt, wodurch wir uns von den meisten anderen Gemeinschaften unterscheiden, das Lebensbundprinzip.

Dieses wurde erst durch das freimaurerische Gedankengut in das Verbindungswesen eingeführt, ebenso wie die feierliche Aufnahmezeremonie mit dem Eid auf die gekreuzten Degen und die Verfassung des Bundes.

Gekreuzte Schläger bzw. Säbel oder Degen sind aber schon wesentlich früher als Symbol für die akademische Freiheit der Studentenschaft gebraucht worden. Ihr Privileg, Degen tragen zu dürfen, was sonst nur Adeligen zustand, hob sie aus der Masse der Abhängigen und Unfreien heraus und war zudem mit weiteren Vorrechten verbunden.

Der ZirkelDas rechte untere Feld enthält unseren Zirkel, ein ebenfalls von den Orden entwickeltes Geheimzeichen, bestehend aus den verschlungenen Buchstaben V - C - F und dem Anfangsbuchstaben der Verbindung. Die nachweislich ursprüngliche Bedeutung dieser Buchstaben lautete, auf uns bezogen: "Vivant fratres coniuncti cimbriae!" (Es leben die in Freundschaft verbundenen Brüder der Cimbria!). Ab 1795 werden die drei Buchstaben als "Vivat circulus fratrorum cimbriae!" gelesen (Es lebe der Kreis der Cimbernbrüder!). Von dieser Bedeutung her ist der Name "Zirkel" für die kunstvoll verschlungenen Buchstaben zu erklären, der sonst von der Sprachwissenschaft nicht gedeutet werden kann.

Schließlich legten die Buchstaben die Bedeutung von "Vivat - creascat - floreat Cimbriae!" nahe, was aber erst zu Beginn unseres Jahrhundert nachweisbar ist. Das Rufzeichen hinter dem Zirkel als Ausdruck besonderer Wertbetonung kam erst später auf. Ein Streit über die richtige Auslegung des Zirkels erübrigt sich wohl. Alle drei Variationen sind sinnvoll und entsprechend dem Lebens- und Selbstbehauptungswillen studentischer Verbindungen. Die Auslegung solle jeder halten, wie er will!

Das Liktorenbündel im unteren linken Feld, das im Wappen der Urburschenschaft ohne Beil als Pfeilbündel erscheint, ist ein sehr altes Symbol für die durch festen Zusammenhalt geschaffene Kraft einer Gemeinschaft. Es ist erstmals im alten Etrurien, noch vor der Zeit des Römerreichs nachgewiesen worden. Seine Bedeutung wird am sinnfälligsten in der auch von Lessing wiedergegebenen Sage von jenem Vater aufgezeigt, der vor seinem Tode seinen Söhnen demonstrieren wollte, daß sie nur bestehen werden, wenn sie zusammenhalten. Er reichte ihnen einzelne Stäbe oder Pfeile und forderte sie auf, diese zu zerbrechen, was ihnen mühelos gelang. Dann band er ein starkes Stabbündel, das keiner von ihnen trotz größter Anstrengung zerbrechen konnte.

Im Römischen Reich wurden diese "fasces", die die Kraft und Einheit des Imperiums versinnbildlichen sollten, von den Liktoren hohen Richtern und Staatsbeamten vorangetragen. Das Beil deutete die vom Volk übertragene Gerichtsbarkeit an, auch die Macht über Leben und Tod. Im republikanischen Rom mußten dies "fasces" vor den Volksversammlungen gesenkt werden, zum Zeichen dafür, daß das Volk der oberste Souverän ist. Das Liktorenbündel ist in der Heraldik der Staats- und Gesellschaftswappen das Sinnbild für die Demokratie.

Frankreich führt es deswegen seit der großen Revolution von 1789 im großen Staatswappen. Die Revolutionäre hatten das Liktorenbündel mit der Jakobinermütze statt dem Beil verwendet. Dieses Symbol ist somit für uns Burschenschafter ein sehr naheliegendes. In der Verfassungsurkunde der Urburschenschaft werden die unveräußerlichen Menschenrechte und der demokratisch verfaßte Staat in dieser Vollständigkeit und Absolutheit erstmals von Deutschen für Deutsche gefordert. Die Demokratie in der Verbindung wird realisiert durch das älteste Prinzip studentischer Korporationen, das Conventsprinzip. So kann dieses Symbol gedeutet werden als der durch das blau-weiß-rote Band bewirkte feste innere Zusammenhalt der Bundesbrüder und die daraus erwachsende Kraft des Bundes. Zugleich ist es ein Bekenntnis zur demokratischen Verfassung als evidenter Norm menschlichen Zusammenlebens im Staat wie in der Verbindung und zeigt damit das Conventsprinzip an. Das Beil verweist auf die eigene Gerichtsbarkeit, die sich gegen die richtet, die gegen die Verfassung des Bundes verstoßen und damit Zusammenhang und Stärke desselben gefährden.

Nürnberger Wappen1963, als wir die neue Fahne anfertigen ließen, wurde unser Wappen durch das Wappen unserer Heimatstadt Nürnberg ergänzt, gleichzeitig der Sitz der "Mutterfakultät" unserer Universität. Es soll unsere Heimatverbundenheit ausdrücken, auch die Verbundenheit mit der Hochschule, nicht nur für uns Nürnberger, auch für die, denen Nürnberg für die Zeit ihres Studiums eine Heimat war.

Der Wappenschmuck, Helm, Helmzier und Helmdecke, hat keinerlei symbolische Bedeutung. Er soll das Wappen nur eindrucksvoller erscheinen lassen. Von den drei Helmformen ist der Spangenhelm die historisch jüngste und heraldisch gesehen richtige Helmform für die jüngeren Gesellschaftswappen. Der Stechhelm, der das kleine Wappen auf dem Briefboden ziert, kommt bei Korporationswappen seltener vor, der Topfhelm, der die ältesten ritterlichen Wappen ziert, ist heraldisch für ein studentisches Wappen schlichtweg falsch. Die Helmzier zeigt bei den alten Adelswappen Bilder, die in gewissem Zusammenhang zur Wappenaussage stehen. Bei Korporationswappen sind es fast ausschließlich Federn in Bundesfarben. Die Helmdecke, die ursprünglich das Wappen schützend umgab, wurde später blatt- oder bandartig ornamental gestaltet, wie es auch bei uns der Fall ist. Ein letzter Bestandteil des Wappens ist der Wappenspruch, der über oder unter dem Wappen dessen Aussage ergänzt.

Unser großes Wappen ist eine Zeichen und Symbole gefaßte Aussage über unsere Ideale, ist ein Bekenntnis zum Vermächtnis der Urburschenschaft und enthält die wichtigsten Prinzipien des Farbenstudententums.